Business Punk

Wie geht man damit um, wenn plötzlich alle Gewissheiten weg sind – und die Karriere eigentlich mit einem Schlag vorbei. Was bei Unternehmer und Musiker Fynn Kliemann in den letzten zwölf Monaten passiert ist, kann man schwer nachspüren. Umso interessanter, dass er uns Einblick gibt in eine Zeit, die man selber nicht erleben möchte. Ab jetzt soll für ihn das „Danach“ beginnen. Was genau das beinhaltet und wie das passieren soll, erfahrt ihr ab Seite 28. Übrigens kurz ein Schulterklopfen: Wir dürften die letzte Redaktion sein, die nicht mal probeweise kleinere Texte mit ChatGPT oder anderen LLMs verfasst hat – dafür widmen wir uns aber gleich in mehreren Storys neuen und bislang unerwarteten Verwendungen der KI: etwa als Investorin oder als Ermöglicherin neuer Turbo-Hustler. Denn die sammeln dank des Tools…

Will man hierzulande offene Türen einrennen, dann doch gerne mit der Betrachtung, dass echtes Digital-Leben lange auf sich warten lässt. Begleitet von Augengerolle und Kopfschütteln. Doch dann wird es plötzlich ernst – und es wird einem das über die Jahre ans Ohr gewachsene, geliebte Siemens Optipoint vom Schreibtisch geholt. Fortan gibt es nervige und anfällige Tools wie Teams, Slack oder Zoom. Von der Begeisterung bleibt nicht viel. Der Fotograf Tobias Heuser (ehemaliger Bildredakteur von Business Punk) hat die letzten Relikte der alten Office-Welt vor ihrem Abtransport eingefangen. Automatisch will der Zeigefinger auf die lockeren Gummitasten, um die gewohnten Zahlenkombinationen einzugeben: 5171 für die Art-Direktion, 5146 für das Social-Media-Team, 5108 für den Lieblingskollegen. Na gut. Wo auch immer ihr grauen Trooper hingeht: Danke für euren Dienst!…

Frau Mahlow, Ihr neues Buch heißt „Spiritual Leadership“. Sicherlich nicht jedermanns Sache. Kalkuliertes Risiko? Es scheint auf den ersten Blick wie ein Risiko. Jemand könnte denken, er müsse sich nun ein Räucherstäbchen ins Ohr stecken. Doch es geht um viel mehr. Und zwar? Wir sind hier, um unseren Fußabdruck in der Welt zu hinterlassen. Und der sollte nicht von Angst getrieben sein. Die Angst, nicht gut genug oder nicht wichtig genug zu sein. Unser Fußabdruck meint nicht nur den ökologischen, sondern ebenso den Impact, den wir auf andere haben. Ich glaube, am Ende werden diejenigen, die in sich ruhen und bewusst handeln, den Unterschied machen – und die Welt revolutionieren. Warum ist das wichtig? Sie kennen ihre Muster besser und gehen nicht ständig hoch, wenn etwas schiefläuft. Ich denke, die…

Als ich 13 Jahre alt war, fuhren wir in die Nähe von Barcelona in ein Feriencamp. Für die meisten ein Ort zum Entspannen, Tennisspielen und An-den-Strand-Gehen. Dieser Strand war zu Fuß vielleicht eine halbe Stunde vom Hotel weg. Und dort gab es so einen kleinen Flohmarkt, lauter Stände, an denen alles Mögliche verkauft wurde. Game-Boy-Spiele, Mützen, Sonnenbrillen … die ganzen gefälschten Sachen von Gucci und Louis Vuitton. Ich konnte Englisch und Deutsch, Spanisch und Französisch mit Händen und Füßen – und so kam ich mit den Verkäufern dort ins Gespräch. Wir haben uns gleich gut verstanden. Mit dem Ergebnis, dass ich für den Rest des Urlaubs an den Ständen mitgearbeitet habe. Ich hatte dann meinen eigenen Tisch und verkaufte dort Waren für sie. Das hat super funktioniert, da sich herausgestellt…

Start spreading the news, the creatives are leaving New York!“ Klar, Frank Sinatra fand noch, „if I can make it there, I’m gonna make it anywhere“, und meinte mit „there“ ganz selbstverständlich die Welthauptstadt des kreativen Kapitalismus. Aber es scheint immer mehr, als mache der Kapitalismus eben diesen Kreativen das Leben so unangenehm, dass sie lieber das Weite suchen. Jüngstes Beispiel: Meredith Hattam. Die 36-jährige Amerikanerin sitzt in einem Büro in der Nähe des Moritzplatzes im Berliner Bezirk Kreuzberg. Durch die riesigen Glasfenster kann man das Wetter Salto schlagen sehen. Doch selbst Gewitter, Schnee und Sturm im März lassen Hattam keinen Moment daran zweifeln, dass der Weg über den Atlantik der richtige für sie war. Dabei hatte sie es eigentlich geschafft in NYC, hatte den Job gefunden, der „in der…

Ich bin mir sicher, dass viele von euch diese Situation kennen – und wenn nicht aus dem echten Leben, dann zumindest aus Memes. Erzählt man einem Boomer, dass man sich depressed fühlt, zum Beispiel aufgrund der Tatsache, dass die Welt, wie wir sie kennen, gerade in mehrerlei Hinsicht vor die Hunde geht, kommt gut und gerne folgende Antwort: „Geh doch mal wieder ein bisschen an die frische Luft!“ Diese unschlagbare Logik der oberflächlichen Symptombehandlung hat jetzt ein neues Äquivalent aus der Jobwelt. Darf ich vorstellen: Quiet Thriving. Angelehnt an Quiet Quitting, das den Umstand beschreibt, dass immer mehr Menschen aus Protest gegen Hustle-Culture, schlechte Bezahlung und Co. Dienst nach Vorschrift verrichten und auf das Erledigen von unbezahlten Extratasks bewusst verzichten, soll Quiet Thriving nun den Gegenentwurf darstellen, der unser Leben…