Zu den üblichen Halbsätzen, die man über die USA so sagt und hinschreibt, gehört, dass die Vereinigten Staaten „ein tief gespaltenes Land“ seien. Zerstritten und zerrissen, polarisiert und entzweit, eben überhaupt nicht vereinigt.
Wer sich die Ergebnisse der Zwischenwahlen und die endlosen Analysen davor und danach anschaute, konnte erneut genau das hören und lesen: die USA, das gespaltene Land. Diese Erzählung ist nicht falsch, sie hat sich bloß verselbstständigt und automatisiert, so als würde man einen Shortcut auf der Tastatur drücken: STRG+V = das gespaltene Land. Historiker wenden längst ein, dass diese Spaltung seit jeher zu Amerika gehöre, ja, zu den widerstreitenden Kräften, die das Land seit seiner Gründung prägen, formen – und groß gemacht haben. Die zweite Erzählung, die die USA begleitet, ist die der Erneuerung. Jeder Präsident verspricht nicht nur, das Land zu einen, der Präsident aller Amerikaner zu sein, sondern es wieder aufzubauen, neu zu bauen, Straßen, Brücken und Schienen. Mal heißt es „Make America Great Again“, mal „Build Back Better“. Immer…