EDITORIAL
Als mein Großvater in den Sechzigern meiner Mutter den Zinseszins erklärte, nahm er den russischen Zaren zu Hilfe. Damals sorgte Anna Anderson für Aufsehen, die seit Jahren behauptete, die Zarentochter Anastasia zu sein. Es ging um das Erbe der Romanows, es gab Prozesse, es kursierten Legenden: Angeblich hatte Nikolaus II. für jedes Kind 1 Mio. Goldrubel bei der Bank of England deponiert. Wenn das aber stimmte und Anastasia noch lebte, was wären die inzwischen wert? Mein Großvater saß also am Bett meiner Mutter und rechnete vor, wie jedes Jahr der Zinsertrag auf den Goldrubelschatz hinzukam und sich zusätzlich verzinste – seit 1918. Manchmal denke ich an meinen Großvater, wenn ich überlege, wie ich meinen Kindern den Zinseszins erklären werde. Das Prinzip bleibt das gleiche, die Geschichte dahinter aber ist eine andere, denn der…