EDITORIAL
Ein Mensch, der Anfang des Jahres ins Koma gefallen wäre und nun erwacht, würde die Welt kaum mehr verstehen. Überall sieht er Menschen mit Masken, Hinweisschilder an Geschäften mit roten Pfeilen auf dem Boden. Er würde staunen, dass Schulen geschlossen sind und niemand mehr fliegt und eifrig diskutiert wird, ob wir im Sommer in den Urlaub fahren. Er würde Begriffe hören, die er versteht, aber nicht erschließen kann: Herdenimmunität, Durchseuchung, Abstandsgebot, Selbstisolation, Kontaktsperre. „Wieso darf ich mich keinem mehr als 1,5 Meter nähern?“, würde er fragen, „und warum sagen alle dauernd: ,Testen, testen, testen‘? Was denn testen? Was ist eine Infektionskette?“ Stück für Stück würde er begreifen, was passiert ist, und sehen, dass die Welt, in der er ins Koma fiel, nicht mehr ist – eine Welt von gestern ist. Für uns…