Liebe Leserin, lieber Leser!
EDITORIAL Haben mein Kollege Nikolaus Blome und ich uns am Journalismus versündigt, als wir vorige Woche Altkanzler Gerhard Schröder interviewten? Wer eintauchte in die Schlagzeilen mancher Medien, in einige Leserbriefe und Social-Media-Kommentare, konnte zu diesem Schluss kommen. Darin hieß es etwa, es sei schlicht unerhört, einer solchen Person eine Bühne zu bieten. Wie könne man stundenlang mit einem Menschen reden (noch dazu bei Pizza!), der wegen seiner Nähe zu Wladimir Putin Blut an den Händen habe? Wir hätten so harmlos wie das russische Staatsfernsehen gefragt, kritische Fragen seien offenbar per Absprache verboten gewesen. „Würde, ernsthaft, gerne die journalistische Entscheidung hinter diesem Interview verstehen“, so lautete ein Tweet. Diese Entscheidung ist uns leicht gefallen, aufgrund von Eigenschaften, die Journalismus ausmachen: Neugier, Verstehen-Wollen. Würde sich das nur auf Menschen erstrecken, die wir…