stern 38/2022

Ein neuer König wurde gekrönt, eine große europäische Armee wurde entscheidend im Feld geschlagen, im Winter drohen Hunger und Kälte. Tweeten wie aus dem 19. Jahrhundert.“ So lautete ein populärer Beitrag auf Twitter dieser Tage, der offenbar den Nerv vieler Menschen traf, die sich gerade wie Statisten in einem Historiendrama fühlen. Der neue König heißt Charles III, mit 73 Jahren endlich im Job angekommen. Die große europäische Armee ist die russische, wobei mit jedem Tag unklarer wird, ob sie noch groß ist. Dass im Winter Hunger und Kälte drohen, gar in Deutschland, ist hingegen längst in jeder Politikerrede angekommen. Dennoch sollten wir es mit den historischen Analogien nicht übertreiben. Der nächste britische König etwa wird ein Monarch ohne (viel) Macht sein. Auch seine legendäre Mutter hatte weniger Macht als Zeit. So…

Passendes Titelbild! Was die Bundesregierung momentan abliefert, ist Politikversagen und Ignoranz der Realität! Daniela Hoffmann auf Facebook stern Nr. 37/2022, „Wir schaffen das!“/ „Die drei Verdammten“ – die Ampelkoalition steht unter Druck Sehr gelacht Dieses Titelbild war das Beste in diesem Jahr. Lange nicht mehr so gelacht. Jürgen Kramer, Halstenbek Respektlos Mit Recht haben Sie schon oft den abnehmenden Respekt vor staatlichen Funktionsträgern als Teil der Staatsverdrossenheit angeprangert. Das Titelbild ist verletzend, ehrabschneidend und respektlos. Dr. Jörg-Ulrich Richter, Wechselburg Unfair Warum hat sich der stern so auf die Ampel eingeschossen? Frau Merkel wurde nie so kritisiert. Das Titelbild finde ich unmöglich. Rosemarie Besier, Taunusstein Trostpflaster genügt Die Mehrheit jener, die sich noch mit Politik befassen, sehen die FDP wohl als Koalitionsgewinner: siehe Tempolimit oder Tankrabatt. Daher bildet Ihr Titelbild nicht die wahren Verhältnisse ab: Für Herrn Lindner hätte ein kleines Trostpflästerchen vollkommen genügt. Horst…

Wie das Leben weitergeht Wie prägt der Abtritt der Monarchin die Stimmung im Vereinten Königreich? Unmittelbar nach der Nachricht vom Tod der Queen gingen stern-Korrespondentin Dagmar Seeland und Fotograf Seamus Murphy in der Grafschaft Kent dieser Frage nach. Sie befragten reiche und arme, junge und alte, progressive und konservative Briten. In einem Punkt waren sich alle einig: Ohne Queen fühlt sich die Zukunft ungewisser an. Doch nicht jeder trauerte: In einem Pub in Whitstable gerieten Murphy und Seeland in einen Junggesellenabschied. Der Bräutigam in spe trug Kleid und Hut in Leoparden-Muster und war bereits am Nachmittag sturzbetrunken. Manche Dinge ändern sich eben nie. (Seite 46) Die übersehene Armut Ulyana, 8, war eine der Jüngsten, die Carolin Windel (l.) und Katrin Streicher für den stern porträtierten. Die beiden Fotografinnen sowie die Redakteurinnen Catrin Boldebuck…

Mir macht das feuchte Augen, Ihnen auch? Es sind berührende Bilder, wie sie sich Wladimir Putin eigentlich für seine Armee erhofft haben mag. Der russische Präsident hatte erwartet, seine Soldaten würden zumindest in der Ostukraine als Befreier empfangen. Doch stattdessen leisteten viele Menschen Widerstand. Und als die wahren Befreier werden jetzt die ukrainischen Soldaten gefeiert, die binnen weniger Tage mehrere Städte und Dörfer zurückerobert haben. Vom früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering stammt eine legendäre Wendung: „Deutschland muss wissen, dass wir nicht automatisch an der richtigen Krümmung des Flusses liegen.“ Diese Aufforderung zur fortwährenden Selbstprüfung bezog sich damals auf die Politik für Wirtschaft und Sozialstaat. Doch auch wenn wir nicht wissen, wie Müntefering die Sache sieht, passt sein Satz ebenso gut zur Situation der Bundesregierung nach den jüngsten Geländegewinnen der ukrainischen Armee im…

Unter der Haube Der Weltschwimmverband Fina erlaubt spezielle Badekappen für Athletinnen und Athleten mit Afros oder Dreadlocks. Bislang hatte die Fina diese Kappen verboten, was bei den Olympischen Spielen in Tokio eine Debatte über Rassismus und Diskriminierung im Schwimmsport auslöste. Zuchterfolg Forscherinnen und Forschern des Florida Aquarium ist es gelungen, die seltene Elchhorn-Koralle (l.) im Labor zu vermehren. Von dieser Korallenart gibt es nur noch etwa 300 Exemplare vor der Küste Floridas. Der Zuchterfolg wird als Meilenstein im Rahmen eines Projekts gewertet, das die Wiederbesiedlung von Korallenriffen zum Ziel hat. In den nächsten 20 Jahren sind weltweit 60 Prozent aller Riffe in ihrer Existenz bedroht. FEINER ZUG In Niedersachsen ist das weltweit erste Bahnnetz mit Passagierzügen eröffnet worden, das ausschließlich mit Wasserstoff betrieben wird. Auf der Strecke von Cuxhaven nach Buxtehude wurden 15 Diesel-Züge aus…

Immer aufrecht Als die Queen 2009 mit dem Fotografen Julian Calder auf Schloss Balmoral verabredet war, wo er sie in der Robe des schottischen Distelordens ablichten wollte, regnete es Bindfäden. Selbstverständlich erschien Majestät trotzdem, Absagen waren nicht ihr Ding. Sie war ein Inbegriff von Pflichtgefühl und Disziplin und ihr Terminkalender dafür da, erfüllt zu werden, schließlich hatte sie versprochen, dem Volk und der Krone bis ans Ende ihrer Tage zu dienen. Bei der Parlamentseröffnung in London fehlte die Queen in ihrer 70-jährigen Regentschaft nur dreimal. Zweimal war sie schwanger, beim dritten Mal, in diesem Jahr, quälte sie die Gesundheit. Gern am Steuer Die Queen war emanzipiert, ehe das Wort geprägt wurde: Morgens spielte sie eine halbe Stunde mit ihren Kindern, dann ging sie arbeiten. Als gelernte Lastwagen-Mechanikerin (sie wurde im Zweiten Weltkrieg in…