EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser, als meine Tochter noch klein und süß war, in jedem Ohrläppchen nur ein (!) Ohrloch hatte und das Wort vegetarisch noch nicht buchstabieren konnte, habe ich ihr zum Geburtstag immer einen Krustenbraten zubereitet. Vom Grill. Das gehörte irgendwie zum Geburtstagsritual. Wenn der Grill groß genug ist, wenn man sich ein bisschen auskennt und Glück hat, dann wird die Kruste wirklich wunderbar. Fest und leicht, salzig und herrlich herzhaft, sie duftet unnachahmlich und knackt, wenn man auf sie beißt, sodass man es im ganzen Kopf spürt. Ich habe einige Geburtstage gebraucht, vielleicht sogar ein ganzes Jahrzehnt, um zu begreifen, dass es meiner Tochter nur um die Kruste ging. Woran ich das gemerkt habe? Weil schon kurz nach dem Servieren des Bratens die Kruste weggefuttert, das Fleisch aber noch da war.…